Exodus - Skulptur Dublin Hafen

Eine kurze Geschichte Irlands

Veröffentlicht von

Ich war in einem früheren Leben Historiker. Ich kann es mir also nicht ganz verkneifem. Hier also – ganz kurz und kompakt – eine kurze Geschichte Irlands.

Ich bin der Ansicht, dass etwas Kontext nie wirklich schadet. Und für meine Verhältnisse habe ich mich wirklich kurz gefasst.

Touren und Tagesausflüge Irland: Es gibt viele tolle online buchbare Touren in Irland: Dieser Link gibt einen guten Überblick über verschiedene Touren und Ausflüge

Vorgeschichte

Archäologisch fassbar ist die Besiedlung Irlands seit etwa 6600 vor Christus. Den ersten Höhepunkt erlebte die Insel mit der sogenannten Megalithkultur. Unter diesem Begriff werden eine Reihe nicht miteinander verwandter Kulturen gefasst, deren einzige Gemeinsamkeit es war, dass sie Bauwerke oder einzelne Monumente aus unbearbeiteten Steinblöcken errichtetem, die ein Gewicht von oft mehreren Tonnen hatten (mega = groß; lithos = Stein). Der Begriff ist eigentlich also irreführend. Unterschieden werden Hünengräber (Dolmen), Menhire (Stehende Steine), Megalithen und Steinringe.

Megalithkulturen finden sich im Prinzip weltweit (denken wir nur an die Osterinseln) im Zusammenhang mit Irland interessiert uns aber vor allem der Nordwesten Europas. Verbindungen finden sich wenig überraschend vor allem nach England und in die Bretagne. Bei Megalith denken die meisten Menschen sicher zunächst an die geheimnisumwobenen Steinkreise, über deren tatsächliche Funktion Wissenschaftler und Möchtegern-Archäologen nun schon seit Generationen rätseln.

Wohl jeder hat schon einmal von Stonehenge (Salisbury, England) gehört, Callanish (Isle of Lewis, Schottland) und Carnac (Bretagne) sind weitere Beispiele. Irland braucht sich was archäologische Zeugnisse aus dieser Epoche angeht keinesfalls verstecken, allerdings findet man hier vor allem Hühnengräber.

Am bekanntesten sind die Grabanlagen im sogenannten Bru na Boinne (Tal der Könige) und wem das nichts sagt, der hat vielleicht schon mal den Namen Newgrange gehört; Im Ensemble mit Knowth und Dowth eines der beeindruckendsten Zeugnisse jener Epoche.

Ein weiteres bekanntestes Beispiel findet sich im Westen der Insel. Tief im trockenen und karstigen Burren gelegen, findet sich gut versteckt das Megalithgrab von Poulnabrone. Es ist nicht ganz einfach zu finden, lohnt definitiv aber einen Besuch.

Ein besonders interessantes Irland Angebot hält seit vielen Jahren das Irish-Net Portal bereit. Neben umfangreichen Irland Tipps bietet dieses Portal auch noch ein Irlandforum, einen Irlandchat, eine interaktive Irland Landkarte, einen Irland Shop und vieles mehr zum Thema.

Die Kelten

In der Eisenzeit um wahrscheinlich 600 vor Christus erreichten Krieger aus dem östlichen Europa die Insel: die Kelten. Sie beherrschten die Insel für fast 1000 Jahre und sie legten den Grundstein für das, was später irische Sprache und Kultur werden würde. Leider gibt es wenige Zeugnisse aus dieser Epoche. Obwohl die Phase eine eingehendere Betrachtung verdienen würde, fasse ich mich hier sehr kurz. Es gibt sicher genügend einschlägige Webseiten, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Dieser Tage sind Kelten wieder hip!

Ganz im Gegensatz zu England wurde die Insel übrigens nie von Rom erobert. Einer der nicht von der Hand zu weisenden Vorteile dieses Umstands ist, dass, während der Europas nach dem Zusammenbruch des Imperium Romanum in ein dunkles Zeitalter versank, Irland in jenen Jahren ein leuchtender Außenposten europäischer Zivilisation war, eine Art Arche für die Weisheit des Westens.

Neben den fehlenden römischen Einflüssen hatte das vor allem einen Grund: Irland wurde als eines der ersten Länder überhaupt christianisiert. Das erklärt vielleicht nicht, warum sie heute noch katholischer als der Vatikan sind, immerhin aber warum in Zeiten allgemeinen Niedergangs in irischen Klöstern die Fackel der Erkenntnis weiter brannte. Ursprünglich war Christianisierung nämlich etwas Gutes und erst als die Kirche sich von der Doktrin der Gewaltlosigkeit abwandte, wurde es für die jeweiligen Zielregionen der Missionierung lebensgefährlich.

Warum Irland? So genau kann ich das natürlich nicht beantworten, doch denkt man einmal darüber nach … tief in den Fängen von Druiden und das in einem Land, in dem es von Geistern und Kobolden nur so wimmelt und dann kommt einer und verkündet: Alles wird gut … eigentlich ist es kein Wunder. Außerdem war erster Missionar jener Tage ein Mann, dem die Iren noch heute auf Knien danken und tiefe Verehrung entgegenbringen; wenn auch auf eine ganz eigene Art.

Es war der offizielle Nationalheilige der Iren, St. Patrick (385? – 461), dem es beschieden war, die heidnischen Bäumeanbeter aus der Dunkelheit keltischen Aberglaubens zum Lichte christlicher Erkenntnis zu führen. Auf der Insel dankt man es ihm noch immer mit Innbrunst und so ist es eine schöne Tradition, sich am “Paddies Day” (17.3.) bei buntem Treiben schon am frühen Morgen tüchtig einen hinter die Binde zu gießen. So sind sie halt.

Wikinger

Im Verlaufe des 6. Jahrhunderts etablierte sich mit den Wikinger ein neuer Machtfaktor in Nordeuropa. Mit ihren leichten und wendigen Schiffen überfielen sie nicht nur Küstenstädte, sondern drangen auch weit bis in das Landesinnere vor. Selbst Paris war nicht sicher vor ihnen.

Seit dem späten 8. Jahrhundert fielen Wikinger verstärkt auch in Irland ein. Nichts war vor den umherziehenden Banden sicher, bevorzugt plünderten sie Klöster. Das war in keinster Weise religiös motiviert, die Wikinger wussten ganz schlicht und ergreifend, wo es etwas zu holen gab.

Ab dem 9. Jahrhundert kamen die Nordmänner nicht mehr nur zum Plündern, sondern ließen sich auf der grünen Insel nieder. Sie gründeten ihre erste und wichtigste Siedlung auf der Insel: Dublin.

Bis zu ihrer Vertreibung nutzten sie den Ort an der Mündung der Liffey als Ausgangsort für Raubzüge, vermehrt aber auch als Warenumschlagplatz. Nach und nach wurden aus den raubenden und mordenden Barbaren Kaufleute und Kunsthandwerker. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht beherrschten die Wikinger (übersetzt soviel wie Pirat) weite Teile Großbritanniens und hatten sich auch in Irland häuslich niedergelassen. Dass dies nicht immer nur zum Nachteil der Okkupierten war, zeigt der Aufstieg zum Beispiel der Stadt York zur internationalen Handelsmetropole.

So richtig glücklich war man auf der Insel über die Präsenz der Skandinavier zu keinem Zeitpunkt. Da Voraussetzung zu einem Sieg über die Skandinavier allerdings Einigkeit war, dauert es eine ganze Weile, bis man sich ihrer erwehren konnte.

In der Schlacht von Clontarf schließlich, im Jahre 1014 besiegte ein vereintes Aufgebot unter Brian Boru die Skandinavier. Es war ein großer Moment. Was sie damals noch nicht wussten; es sollte das letzte Mal sein, dass Irland fest in irischer Hand war. Wer sich für mittelalterliche Kirchen interessiert: Aus dieser Zeit stammt zum Beispiel die Christchurch in Dublin; heute wie damals eines der Wahrzeichen der Stadt.

Normannen

Die Uneinigkeit der irischen Herrscherhäuser war immer schon ein Problem gewesen, in den Machtkämpfen während der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde sie schließlich fatal. Diarmait Mac Murchada auf der Suche nach Verstärkung für seine ambitionierten Pläne lud die Normannen (übrigens Abkömmling der Wikinger, die einst Frankreich terrorisierten) auf die Insel ein. Die ließen sich nicht lang bitten.

Im Jahre 1169 landete ein starkes Aufgebot unter Führung eines gewissen Strongbow, bekannt auch unter dem Namen Richard de Clare, an der Ostküste. Die Normannen eroberten Dublin und Wexford im Sturm, Waterford fiel im Jahre 1271.

Was Mac Murchada nicht bedacht hatte war, dass die Normannen treu zur englischen Krone standen und die, nachdem sie einmal Fuß gefasst hatte, zeigte keinerlei Neigung, die Insel wieder zu verlassen.

Irlands Nemesis

England setzte sich in einem breiten Streifen an der irischen Ostküste fest und erklärte es zu englischem Hoheitsgebiet. König Henry II. wurde vom Papst anerkannt und tituliert als “Lord of Ireland”. Zunächst war die Besatzung allerdings nicht besonders erfolgreich. Es gab zahllose Rückschläge, dass englisch besetzte Territorium war einfach zu klein.

Es waren Henry VIII. und Elizabeth I., die Englands Herrschaft über Irland ernsthaft etablierten und konsolidierten. 1541 gelang es Henry auch formal zum König von Irland ausgerufen zu werden. Seitdem versuchte die englische Krone, die sich 1534 von Rom losgesagt hatte, loyale protestantische Bevölkerungsgruppen auf der Insel anzusiedeln, zunächst mit mäßigem Erfolg.

Im Jahre 1607 allerdings verließen Hugh O’Neill, der Earl of Tyrone, und 90 andere Chiefs unter etwas mysteriösen Umständen den letzten irischen Stützpunkt in Ulster. England ließ sich nicht lange bitten und auch gleich häuslich nieder. Es begann ein Kolonisationsprojekt, unter dessen Auswirkung Irland heute noch leidet.

Das fruchtbare Land wurde an linientreue Siedler vergeben, oft als Gegenleistung für ihre Dienste in der Truppe. Sie blieben unter sich, streng getrennt von den verarmten Einheimischen. Anfängliche Reibereien uferten schnell in offenen Kampf aus; 1641 kam es zur Rebellion.

Im folgenden englischen Bürgerkrieg 1642 bis 1649 kämpften katholische Siedlern aus England und Einheimische Iren auf Seite der Royalisten. Kurz gesprochen entlud sich in ihm die Spannung zwischen dem absolutitischen gesinnten König Karl I. und dem Unterhaus. Dahinter steckte aber mehr. Es war in erster Linie ein Religionskampf zwischen Anglikanern, Puritanern, Presbyterianern und natürlich Katholiken. Er endete mit der Hinrichtung des Königs.

Eine der ersten Amtshandlungen des neu gegründeten Commonwealth unter dem als Sieger aus den Kampfhandlungen hervorgegangenen Oliver Chromwell war eine Strafexpedition nach Irland. Er wollte ein Exempel statuieren.

Die zunächst gleichwertigen doch schlecht ausgerüsteten Iren hatten keine Chance. Als am 11. September es zur Eroberung Drogheda kam, richteten Chromwells Truppen ein schreckliches Massaker an. Sämtliche Bewohner Droghedas wurden umgebracht oder deportiert. Ähnliche Szenen spielten sich auch in Wexford ab. Der mit äußerster Grausamkeit geführte Feldzug endete mit einem totalen Sieg der Engländer, nach 1652 ebbte auch der letzte Widerstand ab. Irland war verloren.

Die dunklen Jahre

Im Jahre 1695 wurden harte Gesetze zur Unterdrückung der Katholiken eingeführt. Ihnen war es verboten, Land zu kaufen, ihre Kinder katholisch zu erziehen, einen juristischen Beruf auszuüben oder in die Armee einzutreten. Das kulturelle Erbe der Iren wurde mehr oder weniger verboten; irische Musik war verbannt, man versuchte den Leuten gar ihre Geschichte zu rauben. Dass die Briten damit eher das Gegenteil erreichten mag einen modernen Beobachter nicht überraschen, der Stolz der Iren auf ihre Nation wurde höchstens größer.

Katholische Messen wurden heimlich und im Freien gehalten, in den sogenannten “hedge schools” (hedge = die Hecke) wurden die Kinder unterrichtet, das irische Erbe hochgehalten. Was Besitz anging, zahlte sich das System der Briten allerdings aus. Um 1778 waren gerade einmal 5 Prozent des Landes in katholischem Besitz – unnötog zu erwähnen, dass unter diesen Umständen keine Ruhe einkehrte.

Gegen Ende des 18. jahrhunderts erreichte diese einen Grad, dass protestantische Siedler, um ihre Sicherheit fürchtend, das letzte bisschen Unabhängigkeit Irlands gegen den Schutz der Krone eintauschten. Sie vollzogen eine formale politische Union mit England.

Immerhin gelang es Daniel O’Connell die sogenannte Catholic Association zu gründen, die den unterdrückten Katholiken zumindest gewisse Rechte sicher konnte. Widerstand wurde weiter im Kleinen geprobt. Gerade als dieser sich etwas besser zu organisieren verstand, wurde das Land von der vielleicht größten Katastrophe seit der Gründung Englands getroffen: Die große Hungersnot von 1845-51.

Exodus

In jenen sechs Jahren fiel die Kartoffelernte fast vollständig aus. Während Irland weiter Lebensmittel nach England exportierte, verhungerten daheim fast eine Million Menschen; eine Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes, die das kulturelle Gedächtnis nachhaltig prägen sollte.

Die Menschen suchten ihr Heil in der Flucht; der in diesen Jahren in Gang gesetzte Mechanismus der Emmigration hielt bis weit ins 20. Jahrhundert an. Heute leben mehr Iren außerhalb als auf der Insel selbst, unter anderem eine Folge jener Hungersnot.

Der Weg zur Freiheit

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann die so genannte Home-Rule Bewegung für einen von England unabhängigen Staat Irland zu werben. Die noch junge und gegen den Willen der Mehrheit vollzogene Union mit England geriet ins Fadenkreuz einer zunehmend stärker werdenden Unabhängigkeitsbewegung, die sich vordergründig über die irische Traditionen und Werte definierte. In der Hauptsache ging es natürlich aber um Religion.

Ein tiefer Graben trennt bis auf den heutigen Tag die irische Bevölkerung. In diesem Falle waren es katholischen Iren, die für einen unabhängigen Staat kämpften gegen protestantische, zu England und dem Vereinigten Königreich loyalen Iren, die für die Beibehaltung der engen Anlehnung an die Krone waren.

Bemerkenswerter Weise ließ sich diese Spaltung am Ende sogar geografisch festmachen. Die loyalen Protestanten lebten hauptsächlich in der Region um Belfast, der Provinz Ulster also, der Rest Irlands war mehr oder weniger katholisch dominiert. Die Trennung spielte auf mehreren Ebenen; selbst wirtschaftlich war Ulster vom Rest des Landes getrennt. Während in der Region Belfast die industrielle Revolution (ausgehend von Großbritannien aus natürlich) Fuß gefasst hatte, betrieb man im Rest des Landes weiterhin und hauptsächlich Landwirtschaft.

Der Konflikt war vorprogrammiert und eskalierte zusehends. Die blutige Niederschlagung des Osteraufstandes des Jahres 1916 brachte auch den letzten Iren auf die Seite der Separatisten. In den allgemeinen Wahlen von 1918 errangen die Republikaner einen Kantersieg, erklärten Irland kurzerhand für unabhängig und schufen ein eigenes Unterhaus. Eamon de Valera, ein Überlebender des Osteraufstandes wurde erster Vorsitzender der Kammer.

Es kam was kommen musste. Der irisch-englische Krieg tobte bis Mitte 1921 und endete mit einer Art Patt. Im Anglo-Irish-Treaty erhielten als Teil eines Waffenstillstandsabkommens 26 irische Provinzen ihre Unabhängigkeit, den anderen sechs (in Ulster) ließ man die Wahl, ob sie dem neu gegründeten irischen Freistaat beitreten wollten. Das mehrheitlich protestantische Ulster wollte nicht.

Im Jahr 1937 wurde im Freistaat eine Verfassung verabschiedet, die Irland aus dem Commonwealth herauslöste, 1948 erklärte es sich zur Republik. Ein Jahr später (1949) trat die junge Republik auch offiziell aus dem Commonwealth aus, im Republic of Ireland Act wurden sämtliche noch bei der britischen Krone verbliebenen Kompetenzen über innerirische Angelegenheiten auf den Präsidenten der Republik Irland übertragen. Ende gut, alles gut? Nicht ganz, der Konflikt in Nordirland schwelt bis heute, obwohl sich die Lage natürlich etwas beruhigt hat. Attentate und Tote gibt es jedoch nachwievor.

 

Geschichte von London; Hier klicken