O'Donoghue's - eine der legendärsten Dubliner Schenken

Das Pub als verlängertes Wohnzimmer

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Für den Freund eines gepflegten Pints ist Irland das Paradies auf Erden. Hier geht alles. Nachmittags um vier ins Pub und nicht eher nach Haus als bis die Lampe brennt? In einigen Ländern würde man diesen Lebensstil sicher mit einem Kopfschütteln quittiert bekommen und von Freunden und Kollegen als Suffkopf hingestellt werden, auf der grünen Insel ist dies anders. Ein Lebensrhythmus, den man in Deutschland bestenfalls mit mittlerem Alkoholismus umschreiben würde, ist hier sozial toleriert und alles andere als ungewöhnlich. Es hängt natürlich immer etwas davon ab, wo man wohnt. Aber man kann schon sagen: Das Pub ist das verlängerte Wohnzimmer eines aufrechten Iren.

In Anbetracht der Bauweise vieler Häuser in Verbindung mit miserablen Heizungen und dem mehr als bescheidenen Wetter, scheint das Sinn zu machen. Das Pub ist gemütlich, man knüpft soziale Kontakte und das Guinness ist anerkanntermaßen das Beste in der ganzen Welt. Verglichen zu den Bierpreisen in Supermärkten ist das Bier im Pub zudem einigermaßen günstig, oft gibt es sogar anständiges Essen.

Nun kann man natürlich nicht alle Iren über einen Kamm scheren, aber von Irgendwoher kommt so ein Ruf schon. Dazu trägt natürlich bei, dass – global gesehen – der Begriff Irish meistens im Zusammenhang mit dem Wörtchen Pub auftaucht, aber nicht nur. Eine gewisse Affinität kann man vielen Insulanern nicht absprechen, um das mal so verklausuliert zu sagen.

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Das Pub als verlängertes Wohnzimmer

Im Pub ist es ja auch schön. Wenn dann noch ein paar Musiker zusammenkommen und ein Liedchen anstimmen, ist die Welt heil, egal wie das Wetter ist. Bei solchen Gelegenheiten dauert es dann meist auch nicht lang, bis das ganze Pub in die Lieder mit einstimmt und da gehen eventuell für den Abend gefasste gute Vorsätze schnell den berühmten Bach hinunter. Ich spreche mich da nicht frei.

Man geht auch nicht unbedingt ins Pub, um sich zu besaufen, für viele ist ein Pubbesuch Teil eines ganz normalen zum Beispiel Sonntagsprogramms. Nach der Kirche Mittag essen und dann auf ein Schnelles in die Schänke des Vertrauens? Da macht der Sonntagsspaziergang doppelt Spaß. Wer kann es ihnen übel nehmen?

Besonders auf dem Land fällt einem bei so einer Gelegenheit etwas ganz Besonderes auf. Da sitzen drei manchmal vier Generationen in trauter Eintracht beieinander und schwätze über einem Gläschen Guinness. Es gibt wenige Orte, wo das noch so unproblematisch funktioniert.

Zudem ist es toll für Touristen. Es ist kein großes Geheimnis, dass nach ein paar Glasel Bier es auch mit der Kommunikation besser klappt und so kommt man schnell ins Gespräch. Man will den Gästen schließlich was bieten und so ein kleiner Schwatz im Pub ist doch schon mal was.

Der Kneipenphilosoph

Ich warte ja immer noch auf den Tag, an dem Kneipenphilosoph ein anerkannter Beruf wird. Sollte dem je so sein, gibt es auf Irland Vollbeschäftigung. Ich mag mich irren, aber es scheint hier ungefähr so viele Kneipenphilosophen zu geben wie Einwohner. Nun macht es natürlich nicht halb so viel Spaß, sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, als wie einem ahnungslosen Fremden einen zu erzählen. Entsprechend laufen sie bei einer solchen Gelegenheit zur Höchstform auf.

Nationalstolz wird auf Irland ohnehin großgeschrieben und wenn man einem Touristen die Welt erklären kann, kommt halt richtige Freude auf. Da muss man sich halt manchmal die Taschen ein wenig zuhalten. So wird man schon mal kopfschüttelnd angeschaut, weil man das Weiße Haus in Washington kennt, aber nicht das des irischen Parlaments (Leinster House), schließlich wurden beide vom selben Architekten entworfen (James Hoban). Und so geht es weiter.

Als ahnungsloser Außenstehender kriegt man da schnell den Eindruck, dass die Menschheit heute noch auf Bäumen leben würde, hätte es da nicht die Iren gegeben und zumindest das habe ich vorher nicht gewusst. Immerhin, es ist unterhaltsam, gelegentlich sogar lehrreich. Die Bemerkung, dass fast alle “großen Iren” im Ausland zu dem wurden, was sie waren, sollte man sich übrigens sparen. Da sind a) die bösen Engländer dran Schuld und b) ist nicht so wichtig.

Wie gesagt, ein Späßchen sind solche Konversationen immer und eigentlich ist es sehr schön, dass jeder zum Beispiel Dubliner seine ganz eigene Theorie zu James Joyce hat. Ich versuche mir das Resultat vorzustellen, versuchte ich in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, mit einem Einheimischen über die literarischen Lokalgrößen zu disputieren. Allein der Gedanke ist irritierend.

Der Pubcrawl

Eine sehr beliebte Beschäftigung der vornehmlichen jüngeren Generation ist der sogenannte Pubcrawl. Dabei zieht man durch die Kneipen, trinkt pro Lokal aber bloß ein oder zwei Pints. In Anbetracht der extrem hohen Kneipendichte hält sich der Fitnessteil in angenehmen Grenzen und man kommt an der Tränke nicht zu kurz. Ich persönlich kann der Sache nicht viel abgewinnen, sehe den Charme des Ganzen durchaus aber ein. Vor allem für Touris ist das ganz praktisch, immerhin haben die meist nicht viel Zeit und wollen viel sehen. Da kommt zusammen, was zusammen gehört.

In Deutschland gibt es übrigens ein ganz ähnliches Konzept. Es heißt Bieratlon. Beim Pubcrawl geht der sportliche Aspekt halt schnell unter, wobei mir gerade einfällt, dass die meisten Teilnehmer am Bierathlon ihre Stärke auch nicht umbedingt beim Laufteil ausspielen.

Wie ein Pubcrawl endet, hängt stark von den Teilnehmern ab, meist aber böse. Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass die Pubs so früh zumachen. Freiwillig geht hier kaum einer nach Hause. Ob man noch ein Bier ordert hängt in der Regel nur an zwei Faktoren: Uhrzeit und Bouncer. Letztere gibt es – zumindest in Dublin – in so ziemlich an jeder Kneipe. Da muss man sich auch erst dran gewöhnen.

Kein Pubcrawl in Irland ist vollständig, ohne in einen Besuch in einem der “Szeneclubs”, wo sich der Nachwuchs erprobt. Was sich da gelegentlich abspielt, glaubt man erst, wenn man es gesehen hat.

Das Pub ist für alle da

Wer denkt, die Jungens würden saufen wie der Allmächtige, hat die Mädels noch nicht gesehen. Die Wunderwaffe sind Alkopops. In vielen dieser Clubs wird Smirnoff Ice in Pints ausgeschenkt und das Ergebnis ist sehenswert. Da wundert man sich dann auch nicht mehr, dass die Irinnen selbst bei winterlicher Eiseskälte im Leibchen durch die Stadt laufen. Da wird einem beim Hinsehen kalt. Nun sind die Kerle natürlich nicht viel besser, aber immerhin haben die lange Hosen an.

Überhaupt sind Frauen ein völlig normaler Anblick im Pub und das war für mich am Anfang etwas ungewohnt. Ganz besonders lustig wird es, wenn wieder mal eine Hen Night ansteht. Das ist das weibliche Pendant zur Stag party, dem Junggesellenabschied.

Gerade Dublin ist bei den “Hens” sehr beliebt und so kommen auch viele Engländer, Waliser und Schotten, um sich zünftig auf den Ehehafen vorzubereiten. Man sieht sie so ziemlich jedes Wochenende durch Temple Bar ziehen und sollte sich jetzt einer wundern; man erkennt Hen Nights auf den ersten Blick, mehr sage ich dazu nicht.

Einer der unangenehmen Nebeneffekte von binge drinking – zumindest glaube ich, dass es daran liegt – sind unerwünschte Teenagerschwangerschaften. Das Phänomen gibt es so auch in Großbritannien zu beobachten und ist eigentlich bekannt. Mit jedem Pint nimmt unser Urteilsvermögen ab – einer der Gründe warum man nicht besoffen Auto fahren sollte – und unser Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Wärme zu. Wenn bei so einer Gelegenheit beide Parteien blau sind, hat es im ungünstigsten Falle halt unerwünschte Nebenwirkungen. Und die Rede ist nicht von den Kopfschmerzen am nächsten Morgen.

Immerhin; junge Mütter haben nichts zu befürchten. Sie werden tatkräftig unterstützt von Familie und Staat.

Irland und saufen gehören zusammen, wie Dublin und die Liffey, Romeo und Julia, H2 und O. Es ist ein großartiger Platz, den Pubcrawl seines Lebens zu veranstalten oder auch nur dem täglichen Laster zu frönen. Insofern hatten wir natürlich alle große Sorgen, als 2004 das flächendeckende Rauchverbot eingeführt wurde. Die gute Nachricht ist, dass wir es nicht nur überlebt haben sondern mittlerweile sogar zu schätzen wissen. Die Hangover sind deutlich weniger böse. Ich gebe allerdings zu, es hat lange gedauert und wie schwer uns dieser Gang wurde, belegen die beiden Artikel zum Thema.