Jobben
im Gelobten Land
Wer
tatsächlich mit dem Gedanken spielt, nach Irland zu gehen,
kommt um eine Sache nicht rum: Jobsuche. Genau dies ist es
ja, was viele Deutsche in die Ferne verschlägt. Zu Hause
macht es derzeit keine Freude, sich Arbeit zu suchen und der
obligatorische Besuch im Arbeitsamt trägt auch nicht
zur Erheiterung des Arbeitssuchenden, je nach Außenstelle
offensichtlich aber, der Arbeitsvermittelnden. Ich erinnere
an ganz zauberhafte Gespräche mit meiner Sachberaterin,
die mir immer das Gefühl gab, es wäre ihr Geld,
dass ich da schnorren will. Dabei hatte ich als altgedienter
Student natürlich gar keinen Anspruch und wollte eigentlich
nur eine Bescheinigung haben, dass ich kein Geld kriege. Diesen
feinen Unterschied hat die gute Frau aber bis zum Schluss
nicht begriffen.
Schweifen
wir nicht ab. Jobsuche in Irland ist ganz anders. Soweit mir
bekannt, gibt es in Irland Arbeitsämter, nur das man
sich den Weg sparen kann. Private Vermittlungsagenturen erledigen
den Job, schnell und unkompliziert. Statt sich in eine lange
Schlange trauriger Gesichter einzureihen, geht man ins Internetcafe
und geht schoppen. Mein persönlicher Rekord liegt bei
48 Stunden, ich gebe aber zu, dass es auch schon mal sechs
Wochen gedauert hat, bis ich dann endlich in Lohn und Brot
war. Den Job sicher hatte ich allerdings nach 2 Wochen und
ich habe etliche Angebote ausgeschlagen. Es ist also nicht
so schwer.
Was
muss man zuerst wissen?
Wo gucken, richtig. Je nach persönlicher Lage, fest oder
nur ein paar Wochen gibt es unterschiedliche Adressen, das
Angebot ist ähnlich aber nicht gleich. Ruhig also bei
mehreren Seiten anfragen. Zu erwähnen wären:
Monster
- Insgesamt würde ich Monster offen gestanden als die
beste Adresse bezeichnen
Jobs.ie
- Sehr solide Seite, jede Menge Angebote
Irish
Jobs - Für die gilt dasselbe wie für
Job.ie
Jobs
Ireland - Ähnliches Angebot, dieselben Feature
Career
Jet - Job Suchmaschine für Irland
Nixers
- Die etwas andere Jobseite. Ich finde sie besonders cool,
a) weil ich mal den Typen getroffen habe, der sie gegründet
hat und b) die haben auch viele eher ausgefallene Angebote.
Nixers bedeutet übrigens, mal schnell was nebenbei verdienen,
bei seriösen Anbietern war sie deswegen lange nicht so
beliebt. :-)
Das wäre die Wichtigsten auf einen Streich. Als Suchwort
gebe ich persönlich gern "German"
ein und schaue dann, was so im Angebot ist.
Was
braucht man?
Um
sich zu bewerben braucht man nur einen Lebenslauf in englischer
Sprache. Der heißt hier Curriculum Vitae (CV). Ganz
wichtig dabei, vergesst alles, was ihr über Lebensläufe
in der Schule gelernt hat. In einen englischen Lebenslauf
gehört kein Schnickschnack oder Gesülze. Kurz und
knapp in tabellarischer Form; selbst wer eure Eltern sind,
geht euren zukünftigen Arbeitgeber nichts an. Todsünde
ist, ein Photo anzuheften! Das verstößt gegen die
Chancengleichheit und darauf legt man höchsten Wert.
Equal Opportunity Policy heißt das hier.
Daneben
braucht man eigentlich nur eine Telefonnummer und eine E-Mail
Adresse. Das war's.
Die
Agenturen unterbreiten den Lebenslauf dann potenziellen Arbeitgebern
und kontaktieren einen, wenn sich was ergibt. Es empfiehlt
sich dringend, mehrere Eisen im Feuer zu haben, die meisten
Agenturen haben Exklusivverträge und versuchen einen
dort unterzubringen, wo sie am Meisten davon haben.
Als
nächstes kommt der schwierige Teil; ein, manchmal auch
mehrere Interviews. Interviewer sind an Ausländer gewöhnt
meist aber keine Profis. Ganz wichtig sind Teamfähigkeit,
der Wille zu lernen, Engagement und Enthusiasmus. Nach irischer
Auffassung kann man jeden trainieren, Kompetenz ist also nicht
so wichtig. Neun von zehn Interviewern sind die Teamleader,
unter denen man dann später arbeitet. Die haben lieber
einen umgänglichen Idioten als ein kompetentes Arschloch
im Team. Nur ein kleiner Tip. Ich halte mein Lichtlein meistens
unterm Scheffel.
Es gibt natürlich auch in Irland schwierige Fälle,
im Sinne von Arbeitgebern, die es sich leisten können,
Aspiranten den letzten Nerv zu rauben. Ganz berüchtigt
dafür ist Google. Nun muss man aber auch sagen, dass
die als der beste Arbeitgeber in der Stadt gelten. Sie können
es sich wohl wirklich leisten.
Hat
es mit dem Job geklappt, kommt der Behördenteil. Noch
vor wenigen Jahren war der an einem Nachmittag zu schaffen,
so man mir zutrug ist dem nicht mehr so. Die Iren haben die
Bürokratie für sich entdeckt. Angesichts der neuesten
Einwanderungszahlen, vor allem aus Osteuropa, kann man es
ihnen aber auch nicht verdenken.
Zunächst
braucht es eine PPS Nummer, das ist die Sozialversicherung.
Ohne die geht nichts. Früher hat ein deutscher Pass gereicht,
mittlerweile wollen sie von einem alles Mögliche haben,
unter anderem, und darauf muss man vorbereitet sein, die deutsche
Sozialversicherungsnummer. Außerdem braucht mittlerweile
einen gültigen Arbeitsvertrag, bevor man da hingeht.
Das war früher nicht so.
Als ich damals da eintrudelte, kam ein Ruf aus der Box:
A: Was willst hier hier?
S: PPS - Nummer!
A: Komm ran!
S: Aber die Anderen waren vor mir da.
A: Komm ran!
S: Leise murmelnd: Das geht mir etwas zu flott. Das muss es
einen Haken geben.
A: Hast de 'nen Pass?
S: Immer noch ungläubig: Sicher
A: Da zeig ihn halt her!
S: Den Braten riechend: Doa!
A: Na geht doch, hier ist die Nummer!
S: I brech' z'somme.
Wie gesagt, die Zeiten sind vorbei. Im Vergleich zu Deutschland
ist aber wohl immer noch ein Kinderspiel.
Hat
man die PPS Nummer, braucht man noch eine Steuernummer. Die
gibt es im Tax-Office und das Ganze ist eine recht einfache
Übung. Man braucht dazu die Steuer- oder Registrierungsnummer
des Arbeitsgeber und erwähnte PPS Nummer. Eine Tax
Number zu kriegen, dauert etwa fünf Minuten.
Hat man diese Hürden übersprungen, braucht man eigentlich
nur noch ein Bankkonto und dann kann der Rubel rollen. Irische
Banken, das möchte ich noch schnell erwähnen, sind
der nackte Albtraum. Unfähig wäre noch geschmeichelt,
besonders und ganz ausdrücklich im Bezug auf meine allerbesten
Freunde und jahrelange Nemesis die Bank of Ireland.
Einen weiten Bogen drum machen und wenn sie euch hinterher
rennen, mit Steinen nach denen schmeißen. Das ist der
beste Tip, den ich geben kann.
Die sind so derartig unfähig, so unglaublich unbegabt,
die würden noch nicht mal die Schweine beißen.
Die Gespräche, die ich dort mit "Kundenberatern"
hatte, wenn es nicht so unglaublich traurig wäre, könnten
die da drinnen 'ne Comdey Show drehen. Ohne Schauspieler,
einfach die Kamera mitlaufen lassen. Ich habe mich permanent
nach der Versteckten Kamera umgedreht. Bank of Ireland lässt
Postbanker wie Börsenmakler aussehen. Und es hat sich
deutlich gebessert im Vergleich zu früher, das ist das
eigentlich Traurige. Wenn man denen vor zehn Jahren ein paar
Scheine in die Hand gedrückt hat, um sie auf sein Konto
einzuzahlen, haben die wahrscheinlich gedacht, es ist Trinkgeld
und sind in die Wirtschaft. Vielleichthätte sie auch
einfach nur doof aus der Wäsche geguckt (Das können
die gut) und gefragt: Was'n das?
Spaß
beseite; meine besten Erfahrungen habe ich mit der AIB gemacht.
Zeitweise konnten die mir sogar das Gefühl vermitteln,
als wären sie an mir als Kunden wirklich interessiert.
Das ist in irischen Banken nicht selbstverständlich.
Sie haben es im ersten Anlauf geschafft, mir eine Kreditkarte
auszustellen und allein das adelt sie. Da halten sie nämlich
einen einsamen Rekord.
Solltet ihr noch eine deutsche Kreditkarte haben, bloß
nicht wegwerfen. Sechs Monate dauert es mindestens, bis man
so etwas hier beantragen kann.
Ja
und das war es. Alles halb so schlimm oder?