Four Courts in Dublin

Anglo Irish – Wo wären wir ohne die Banker

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Was den Deutschen die Hypo Real Estate ist den Iren Anglo Irish Bank, nur dass alles noch viel schlimmer ist. Zur Vorgeschichte vielleicht nur so viel; Anglo Irish war heftigst auf dem Immobilienmarkt involviert und ging spektakulär krachen. Der Staat musste am Ende eingreifen, zig Milliarden in die marode Bank pumpen und sie schließlich komplett übernehmen. Hört sich vertraut an? So lief es halt überall.

Der große Unterschied ist, dass Deutschland 80 Millionen Einwohner hat und die Milliarden, die es bei der Sanierung der Banken vergraben hat, verkraften kann. Irland hat gerade einmal 4 Millionen Einwohner, an den Rettungsankern (Bail Out), mit denen die Regierung um sich warf, knabbern die Steuerzahler noch in hundert Jahren. Zum Glück geht es den Bankern wieder gut. Die hatten ja eigentlich auch nie etwas zu fürchten. Für so etwas gibt es ja goldene Handschläge.

Fast schon dreist

Was mich an der Geschichte ärgert, ist eigentlich die Unverfrorenheit, mit der die Beteiligten agierten. Wie sich dieser Tage herausstellte hat Patrick Neary, zu dem Zeitpunkt immerhin der offizielle financial regulator (Finanzaufsicht), der irischen Regierung DREI Tage bevor diese eine Einlagengarantie verkündete, dass bei Anglo Irish alles im grünen Bereich wäre und die Bank gesund.

Der Finanzminister ging also davon aus, dass dem 400 Milliarden Euro Risiko, welches er dem Steuerzahler potenziell aussetzte, Einlagenwerte von 500 Milliarden gegenüberstanden. Die Garantie war also vertretbar und wurde am 29. September 2008 verkündet.

Drei Monate später kollabierte Anglo Irish und musste verstaatlich werden. Der Aktienkurs war von 17 Euro in 2007 auf 22 Cent im Januar 2009 gerutscht. Das hatte katastrophalen Konsequenzen für viele Kleinanleger, riss aber auch einige institutionelle Anleger an den Rand des Bankrotts. Anglo Irish galt immerhin als sicherer Hafen.

Gemauschel im Hinterzimmer

Die Übernahme war notwendig geworden trotz einer 1.5 Milliarden Geldspritze im Dezember, was einem schon hätte zu denken geben können. Dazu kam ein Skandal um den Bankchef Seán FitzPatrick, der einen 87 Millionen Euro Kredit “vergaß“ zu erwähnen. Man kann sich ja auch nicht alles merken.

Am 15. Januar 2009 wurde schließlich verkündet, dass der Staat übernimmt. Am Tag davor hatten sich Regierungsvertreter vom Bankenvorstand, Der Zentralbank und der Finanzaufsicht versichern lassen, dass die Bank solvent ist. Was haben wir gelacht. Zwischen dem 16. Januar und heute hat der Steuerzahler 12,3 Milliarden Euro in die Bank gepumpt. Und wie es aussieht braucht sie noch einmal 10 Milliarden Euro.

Die Rechnung zahlt?

Um das zu finanzieren, wurden Steuern und Abgaben für Leute wie mich erhöht und Ausgaben im öffentlichen Dienst gestrichen. Das Gesundheitssystem ist darunter fast zusammengebrochen und Staatsdiener mussten schmerzhafte Gehaltseinbußen hinnehmen. Sogar unsere lieben Politiker mussten den Gürtel enger schnallen. So hörte ich, dass statt knapp über 60 Euro, die Parlamentarier als Belohnung kriegen, wenn sie zur Arbeit erscheinen (und das Geld kriegen sie jedes einzelne Mal), sie jetzt nur noch 50 erhalten. Da kamen mir fast die Tränen. Und das, nachdem sie sich gerade die Bezüge gekürzt haben!

Der Taoiseach Brian Cowen (die irische Version von Angie) verdient nur noch magere 228.466 Euro im Jahr. Das ist weniger als der Präsident der USA! Dabei muss Brian ganze 4 Millionen Leute regieren und die Anglo Irish Bank managen. Sein Vorgänger Berti Ahern brachte es übrigens auf sagenhafte 310.000 Euro (2007) und damit nicht nur auf mehr als sein amerikanischer Freund und Kollege sondern auch mehr als unsere Bundesangela. Und da wundern sich die Leute, dass Politiker korrupt sind. Wenn ich derartig am Hungertuch knabbern würde, da wäre ich auch empfänglich für kleine Almosen.

Wo wir beim Thema Almosen sind; ich meine manchmal komme ich schon ins Grübeln. Ich bringe eigentlich alle Voraussetzungen zum Spitzenpolitiker mit. Meiner Einer hat keine Ahnung von Banken, ich kümmere mich nicht ums morgen, bin bestechlich, ich laber gern Grütze, … warum bin ich eigentlich nicht in die Politik gegangen? Da war was. Ach ja, ich bin ein grauenhaft schlechter Lügner. So etwas disqualifiziert mich für jedwedes Spitzenamt. Da muss ich mein Geld wohl weiter mit ehrlicher Arbeit verdienen. So ein sch…